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Leseprobe

Vorwort des Herausgebers

 

Was will das Buch? Provozieren? Diffamieren? Politisches Kapital schlagen? Will es ein Pamphlet, bei der Fakultätswahl behilflich oder eine Art akademischer Who's Who sein? Nichts dergleichen. Auch rührt der Impuls dazu nicht erst aus dem Studentenaufruhr unserer Tage, sondern reicht, recht besehen, zwanzig Jahre, bis in meine eigene Studienzeit zurück, wo ich mir manchmal schon die Titelfrage stellte, die mich jedoch auch als Buchplan lang vor der heutigen Krise beschäftigt hat, freilich nicht ohne Zusammenhang mit deren Ursachen.

Die Erregung ist berechtigt, die Bewegung notwendig, gerade die Besten wissen dies. Indes, welche Reformen auch erfolgen, welche Revolutionen gar, unter welchen Gesellschaftssystemen sie geschehen und zu welchen sie führen - stets wird es sehr ungleiche Lehrer, wird es, neben einer Masse durchschnittlicher, dumme und hervorragende Dozenten geben, immer auch hervorragende, die umstritten, und hervorragend dumme, die hochangesehen sind. Ein (nicht so seltener) Extremfall zwar, doch ein zeitunabhängiges Problem von genereller Bedeutung. Denn Erzieher, deren Rang mit ihrem Ruf, deren Wert mit ihrem Nimbus befremdlich kontrastieren, waren, sind und bleiben die fatalsten, dauert ihr Einfluß doch noch fort, selbst wenn sie längst tot und vergessen sind.

Warum aber, wird das Pelemele der Professoren, wie der Menschheit, doch nie entscheidend anders, warum sich dann erregen, sich mokieren, warum dann einige, so vergnügt wie gnadenlos, aus der Sonne zwar nicht des Ruhms, doch unverdienter Ehren in den Orkus der Erledigten verdammen - so sehr sie, kein Zweifel, die Welt noch weiterhin bereichern werden? Aus Lust am Entlarven? Aus Freude an der Aufklärung? Aus Liebe zur Wahrhaftigkeit? Damit immer wieder Menschen kommen, das Schlechte zu erkennen, zu bekämpfen, selbst wenn sie keine große Änderung bewirken, sondern nur ein wenig Genugtuung, ein wenig Gerechtigkeit, ein wenig Raum für das Gute im Augiasstall des Ungeistes?

All das hat mich bestimmt, gemeinsam mit Jüngeren, dies Buch zu schreiben, worin im Grunde die Namen der (nicht unserer: ihrer selbst) sekundär sind. Sie wären rasch durch andre zu ersetzen - und vielleicht werden wir dies noch einmal tun.

Worauf es ankommt: um des Wesentlichen willen Mißtrauen zu wecken, mehr Skepsis als Glauben zu säen, immer wachsamer, kritischer, unbestechlicher zu werden und sich nicht blenden zu lassen, weder durch unechten literarischen Lorbeer noch durch verstaubte zünftige Würden, am wenigsten aber durch Leute, deren Ansehen im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Leistung steht.

Karlheinz Deschner

 

Wer lehrt an deutschen Universitäten?

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Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 23.12.2003 - Änderungen vorbehalten -