Ein Aphorismus ist der Versuch, schon den Ton als Konzert auszugeben.
Nach meinem Eintritt in die Welt war ich ein ganzes Jahr sprachlos.
Lieber in lauter Zweifeln sterben als um den Preis der Lüge in der Euphorie.
Vieles bewundere ich zwischen Himmel und Erde; doch nichts bewundere ich weniger als die Wunder der Religionen.
Meine Skepsis bewahrt mich davor, Fanatiker zu werden, wovor noch kein Glaube geschützt hat.
Die Geheimnisse der Welt ertrage ich gut; nicht die Erklärungen dafür.
Heilige Messe: Triumph des Knies über den Kopf.
Eine Gesellschaft, die Schlachthäuser und Schlachtfelder verkraftet ist selber schlachtreif.
Mein ganzes Leben geriet ich in Konflikte, die ich vorausgesehen hatte, und je scharfsichtiger ich wurde, desto mehr verschärfte sich meine Situation, als bestünde da ein Zusammenhang.
Warum denkt man bei dem Satz, einer sei zu allem fähig, stets an das Schlimmste?
Kein größeres Verbrechen als Gleichgültigkeit.
Gleichgültigsein heißt unablässig morden.
Wer anders denkt als seine Zeit, muss nicht von gestern sein; wer denkt wie sie, ist es.
Wie viele beteten schon vor Altären, auf denen sie geopfert wurden.
Je größer der Dachschaden, desto schöner der AuFblick zum Himmel.
Nur Lebendiges schwimmt gegen den Strom.
Die Speisekarte – das blutigste Blatt, das wir schreiben.
Dass Glaube etwas ganz anderes sei als Aberglaube, ist unter allem Aberglauben der größte.
Wer Weltgeschichte nicht als Kriminalgeschichte schreibt, ist ihr Komplize.
Auf hohlen Köpfen ist gut trommeln. Und je hohler ein Kopf, desto voller das Echo.
Illusionen: keine.
Hoffnung: kaum noch.
Pläne: immer mehr.
Zeit: immer weniger.
Auch Lorbeerbäume wachsen nicht in den Himmel.
Es ist leicht, eine fremde Sprache zu sprechen, schwer eine eigene.
Einspieler zum 80. Geburtstag Karlheinz Deschners, mit einer Auswahl seiner Aphorismen.